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Am Ufer des Flusses warten die Gnus dicht an dicht. Die Vordersten stillen noch ihren Durst, als wollten sie noch einmal alle Kräfte sammeln. Was nun folgt, ist wohl das Sinnbild für den Fluss Mara überhaupt: Tausende Gnus stürzen sich in seine Fluten und verwandeln den Fluss in einen Hexenkessel aus spritzendem Wasser und drängenden Leibern – rechts und links Krokodile in der Erwartung leichter Beute.
Schauplatz des Spektakels ist das Grenzgebiet zwischen Tansania und Kenia: auf der einen Seite die Serengeti, auf der anderen die Masai Mara. Die Geschichte des Flusses selbst beginnt jedoch viele Flusskilometer weiter nördlich, in den Bergwäldern der Mau-Region im Südwesten Kenias.
Dort, in den Mauwäldern, liegen auf etwa 2.900 Metern Höhe die Quellen des Mara. Noch in den grünen Bergwäldern vereint er sich mit seinen Zuflüssen Amala und Nyangores und trägt ab dort den Namen „Mara“. Unterhalb des Mau-Hochlands ändert sich die Landschaft dramatisch, und der Fluss schlängelt sich ab dort durch kenianische Weidelandschaften und offene Savanne. Weitere Nebenflüsse verhelfen dem Mara zu mehr Größe: Talek, Engare und Engito vereinen sich mit dem Fluss, der nun das Masai Mara Reserve durchquert. Von dort führt sein Weg weiter über die Grenze nach Tansania in die Serengeti, bis er schließlich nach 395 Flusskilometern in den Viktoriasee mündet.
Wasser bedeutet Leben. So gesehen ist der Mara eine bedeutende Lebensader Ostafrikas. Vor allem in Trockenzeiten ist er für Wildtiere eine überlebenswichtige Wasserquelle, bis hin zu den Gnus und Zebras auf ihrer Wanderung aus der Serengeti in die Mara und zurück. Doch es leben auch mehr als zwei Millionen Menschen als Anrainer entlang des Mara. Sie brauchen sein Wasser, um ihre Felder zu bestellen, ihr Vieh zu versorgen und als Quelle für Trinkwasser – in Kenia ebenso wie in Tansania. In großem Stil zweigen zudem Großfarmen in den weiten Ebenen Flusswasser ab und bewässern damit ihr ausgedehntes Land. Doch die Menschen merken, dass sich dadurch etwas verändert hat: Der Mara führt viel weniger Wasser als früher und auch die Wasserqualität hat sich verschlechtert.
Es war das Dürrejahr 2009, als der Mara zum ersten Mal seit Menschengedenken trockenfiel. Wie das Symptom einer schleichenden Krankheit deutete das ausgetrocknete Flussbett auf eine Entwicklung hin, die schon viel früher begann und ihren Ursprung in der Rodung der Mauwälder hat. Die Bergwälder und ihre Sümpfe wirken wie ein Schwamm, der Wasser bindet und kontinuierlich wieder abgibt – auch in Zeiten der Trockenheit. Doch wenn das Ökosystem zerstört wird, trocknet der Schwamm aus. Und das hat Folgen: Flüsse wie der Mara fließen dann spärlicher und führen im schlimmsten Fall zeitweise gar kein Wasser mehr. Auch die Qualität des Wassers leidet, denn gerodete Flächen sind der Witterung schutzlos ausgeliefert. Dann genügt ein heftiger Regenfall, um große Mengen Erde in die Quellflüsse des Mara zu spülen, und sie versanden.
Alles ist miteinander verbunden! Damit der Mara auch in der Trockenzeit Wasser in die Serengeti bringt, damit zudem Hunderttausende Menschen verlässlich mit Wasser versorgt werden, müssen wir die verbliebenen Wälder der Mau-Region schützen und die zerstörten Flächen wiederherstellen. Dafür setzt sich der WWF gemeinsam mit Partner:innen und den Menschen vor Ort ein. Auch im weiteren Flussverlauf ist der WWF aktiv. So werden an den Ufern des Flusses Schutzstreifen ausgewiesen und Bäume gepflanzt, um die Bodenerosion zu stoppen und die Wasserqualität zu verbessern. Vor allem aber entwickeln wir gemeinsam mit den Menschen Perspektiven, denn nur allzu oft wird Wald aus der Not heraus zerstört. Andere, nachhaltige Einkommensquellen bieten den Menschen Alternativen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Und auch die großen Wasserverbraucher wie Industrie und Großfarmen werden in neue Wasserkonzepte eingebunden. Die Lösung liegt im gemeinsamen Handeln – „unganisha“.