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Nach einer Legende der Massai hütete einst ein junges Mädchen in der Nähe des Loita-Waldes die Kälber ihres Vaters. Als sich einige Kälbchen im Wald verirrten, folgte sie ihnen, um sie wieder mit der Herde zu vereinen. Jedoch, mit der Abenddämmerung kamen die Kälber ohne das Kind nach Hause. Ein Suchtrupp wurde in den Wald geschickt, aber alle Mühe war vergebens: Das Mädchen blieb spurlos verschwunden und kehrte nie zurück.
„Naimina Enkiyio“ – Wald des verlorenen Kindes – ist daher der Name der Massai für den Loita-Wald. Ob die Überlieferung auf einer wahren Begebenheit beruht oder nicht, kann heute niemand mehr sagen. So oder so ist es eine Geschichte, die davor warnt, bestimmte Bereiche des Waldes zu betreten. Überliefert von Generation zu Generation hat diese Legende den Massai dabei geholfen, den Loita-Wald vor Eindringlingen zu schützen. Auch heute noch ist er spiritueller Ort für die Massai und einer der wenigen noch existierenden ursprünglichen Wälder Kenias.
Der Loita-Wald nimmt im Leben der Massai einen besonderen Platz ein und ist ein wichtiger Ort ihrer traditionellen Riten und kulturellen Zeremonien. Eine dieser Zeremonien markiert den Übergang jugendlicher Massai zum Erwachsenenalter. „Emanyatta Olorikan“ – so der Name des Übergangsrituals – markiert das Ende einer sechsmonatigen Ausbildung am Rande des Loita-Waldes und wird von Tausenden Menschen bezeugt. Während ihrer Ausbildung lernen die Jugendlichen auch, wie sie den Loita-Wald erhalten und nachhaltig nutzen können.
Seit Urzeiten geschützt durch das Wissen der Massai hat sich in den unzugänglichen Loita-Bergen auf diese Weise ein natürliches Mosaik aus Hochlandwald, Grasland, Busch und Feuchtgebieten erhalten. Die Artenvielfalt ist bedeutend – so viel gilt als gesichert – auch wenn sie bislang noch nicht umfassend erforscht wurde. Die Massai selbst nutzen viele Pflanzen und Waldprodukte auf traditionelle Weise. So sammeln sie Früchte, Honig oder Brennholz und nutzen Heilpflanzen für ihre Medizin. Der Wald gibt ihnen Wasser und in Trockenzeiten einen Rückzugsort für ihr Vieh.
In den späten 1970er und in den 1980er Jahren wurden in Kenia viele Wälder zum Teil erheblich zerstört. Man wollte Platz schaffen für Siedlungen und Landwirtschaft. Der Loita-Wald hielt diesem Ansturm stand – Dank der lokalen Gemeinschaften, allen voran denen der Massai. Dennoch: Obwohl der Wald abgelegen ist und als weitgehend unzerstört gilt, war auch er in den letzten Jahrzehnten von einem erheblichen Flächenverlust betroffen. Ein Grund dafür sind neue Gesetze, die die Aufteilung des bisherigen Gemeindelandes in viel zu kleine Privatgrundstücke fördern. Damit fällt der traditionelle Schutz durch die Gemeinschaft weg und es drohen Waldzerstörung und Ausverkauf.
Der WWF unterstützt die Massai-Gemeinschaft vor Ort beim Schutz des Waldes und engagiert sich für das Loita-Gemeindeschutzgebiet, in dessen Zentrum der Loita-Wald liegt. Die Zusammenarbeit umfasst unter anderem die Überwachung der Wildtiere, die Ausbildung und Ausrüstung von Gemeinde-Wildhüter:innen, den Bau von Außenposten für die Wildhüter:innen, das Erstellen von Waldmanagement-Plänen und die Einrichtung von Gemeindewald-Schutzgebieten.
Kenia und Tansania (grenzüberschreitend)
Das Loita-Gebiet umfasst etwa 2.000 km2; der Loita-Wald selbst erstreckt sich über eine Länge von rund 100 Kilometern von Norden nach Südwesten und überschreitet dabei die Grenze zwischen Kenia und Tansania.
Die Loita Plains mit dem Loita-Wald sind ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Massai Mara National Reserve, der Amboseli-Landschaft, dem Siana-Gemeindeschutzgebiet und dem Olderekesi-Gemeindegebiet. Außerdem ist es eine wichtige Verbindung zwischen der Loliondo Game Control Area und dem Natronsee in Tansania.