Entdecke Unganisha!

Sie können die Karte bewegen und heranzoomen – entdecken Sie die gesamte Landschaft!

Klicken Sie auf ein Symbol, um mehr zu erfahren. Sie können auch “wischen”, um sich auf der Karte weiterzubewegen. Viel Spaß!

Kenias Küstenwälder

Beispielprojekte

Das Erbe des Vaters

Simeon Mwanyumba wuchs unweit des Marenje-Waldes in einem der ärmsten Landstriche Kenias auf. Sein Vater hatte in dem urigen Wald Bienenstöcke aufgestellt, und Simeon begleitete ihn oft mit Freude dorthin. Der Honig war kostbar und die Menschen respektierten den Wald – auch als Lebensraum der Bienen. Jahre später, nach einem Berufsleben im Öffentlichen Dienst, entschloss sich Simeon, das Erbe seines Vaters fortzuführen und Imker zu werden.

Heute hat Simeon Mwanyumba das Wohl seiner Bienen ebenso im Blick wie den Schutz des Marenje-Waldes, denn er weiß, dass beides untrennbar zusammenhängt. Mit seinem Engagement für den Wald und die Bienen ist er nicht allein: Als Mitglied der Msambweni Beekeepers Association ist er Teil eines groß angelegten WWF-Projektes zur Rettung der Wälder an der Küste Kenias.

Ostafrikas große Entwaldungsfront

Kenias Küstenwälder zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in ganz Ostafrika. Einst bildeten sie einen riesigen Waldkomplex, der sich an den Küsten Kenias, Tansanias und darüber hinaus erstreckte. Heute sind diese artenreichen Ökosysteme in weiten Teilen zerstört und die verbliebenen Wälder voneinander isoliert – so wie in Kenia, wo bereits mehr als die Hälfte der ursprünglichen Wälder verloren ist.

Der Marenje-Wald – die Heimat von Simeon Mwanyumba – ist einer der verbliebenen Küstenwälder im County Kwale. Andere sind die Wälder von Gogoni, Mrima, Shimba oder Dzombo. Nur etwa 30 Kilometer sind es von hier bis zur Millionenmetropole Mombasa. Die Armut der Menschen vor Ort ist groß, doch gleichzeitig wächst hier die Industrie und es gibt Planungen für große Investitionen der Wirtschaftszweige Bergbau und Landwirtschaft.

Beides – die Armut und groß angelegte Investitionsvorhaben – üben starken Druck auf die natürlichen Ressourcen aus und so verwundert es kaum, dass die große ostafrikanische Entwaldungsfront auch das County Kwale erfasst hat.

Wald bedeutet Leben

Die meisten Menschen im County Kwale leben ein einfaches Leben. Sie betreiben Landwirtschaft und Viehzucht und nutzen, was die Natur ihnen bietet, vor allem der Wald: Brennholz, Früchte und Honig zum Beispiel. Sollten auch die letzten Wälder verschwinden, verlieren nicht nur weitere Wildtiere ihren Lebensraum. Dann verlieren auch Menschen wie Simeon Mwanyumba ihre Lebensgrundlage.

Wie aber lässt sich der Wald schützen, angesichts der Armut der Menschen und des Ressourcenhungers der Industrie? Und kann es gelingen, zerstörte Waldflächen auch wiederherzustellen? Ein Modellprojekt des WWF zur Wiederaufforstung der Küstenwälder im County Kwale zeigt, wie es gehen kann.

Gemeinsam für artenreiche Waldökosysteme

Wichtige Waldökosysteme wiederherstellen, bestehende Wälder schützen und die natürlichen Ressourcen nachhaltig bewirtschaften – das ist der Kern des Projekts. In elf Gebieten im County Kwale, auf insgesamt 30.000 Hektar, sollen Küstenwälder und Mangroven gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort wiederhergestellt werden. Das erfordert eine gute Planung und vor allem die gemeinsame Vision aller Beteiligten: des WWF und seiner Partner:innen, der zuständigen Behörden und der Menschen vor Ort.

Wie ist ihre Sicht? Wie wollen die lokalen Gemeinschaften ihre Zukunft gestalten? Erst mit einem gemeinsamen Verständnis für das Vorhaben kann es schließlich Gestalt annehmen. Zum Beispiel mit der Wiederaufforstung artenreicher Wälder dort, wo man den Wald längst verloren geglaubt hatte. Eine einfache Aufgabe ist das allerdings nicht.

Wissen, Erfahrung und Logistik bringen den Erfolg

Sonneneinstrahlung, Temperatur, Wasserverfügbarkeit oder Bodenqualität: In einem intakten Waldökosystem unterscheiden sich diese Faktoren dramatisch von den Bedingungen auf einer kahlgeschlagenen Fläche. Welche heimischen Baumarten können unter solchen Umständen überhaupt überleben und zu einem Pionierwald heranwachsen? Und dann ist die Logistik zu bedenken. Tausende von Setzlingen müssen in Baumschulen gezogen werden.

Anschließend werden sie vor Ort gepflanzt und das oft unter widrigen Bedingungen: Nicht nur die Hitze, die Trockenheit oder das unwegsame Gelände erschweren die Arbeit, manchmal auch Wildtiere wie zum Beispiel Büffel, die bisweilen von Ranger:innen ferngehalten werden müssen. Doch abschrecken lässt sich davon niemand. Im Gegenteil: Mit dem Modellprojekt entstehen sogar neue Geschäftsideen!

Inzwischen ist die Anzucht heimischer Jungpflanzen für die Wiederaufforstung ein profitables Unterfangen für viele Gemeinden rund um die Waldblöcke: Sie haben Baumschulen gegründet und verkaufen die Setzlinge an das Projekt und andere Abnehmer. Viele Gemeindemitglieder beteiligen sich auch direkt an den Pflanzungen und betreuen diese weiter. Denn sie wissen: Wälder sind eine Quelle des Lebens, sie sorgen für Wasser und saubere Luft, sind Lebensraum für Wildtiere und versorgen die Menschen mit dem, was sie zum Leben brauchen. 

Vorbild für die nächste Generation

Wenn ein Baum fällt, fliegen die Vögel davon – so sagen die Makaya, die Ureinwohner der Kaya-Wälder. Es bedeutet: Wenn ein Ältester stirbt, geht sein Wissen verloren. Doch nicht, wenn es nach Simeon Mwanyumba geht. Er wünscht sich, dass sein Wissen in seinem Sohn weiterlebt. Deshalb spricht er mit ihm über nachhaltige Landwirtschaft und darüber, wie die Imkerei sein Leben verändert hat. Und er ermutigt andere Mitglieder seiner Gemeinde, es ihm nachzutun und Teil der Gemeinschaft zum Schutz des Marenje-Waldes zu werden.

Im Gespräch

Jana Kanig, Referentin für das Östliche Afrika beim WWF Deutschland. Sie betreut das Projekt zur Wiederaufforstung von Küstenwäldern im County Kwale, Kenia.

Nach welchen Kriterien werden die Flächen für die Wiederaufforstung ausgewählt?

Es sind vor allem Flächen, die an intakte Wälder oder an Schutzgebiete angrenzen. Das hat zwei Vorteile: Zum einen schaffen wir Puffer, die den bestehenden Wald zusätzlich schützen. Außerdem vergrößern wir so den Lebensraum vieler dort lebender Arten. Von den intakten Wäldern ausgehend besiedeln sie die neuen, angrenzenden Waldflächen.

Das Projekt lebt von der Unterstützung der Menschen vor Ort. Wie erlebst du das?

Meiner Erfahrung nach schätzen die allermeisten Menschen vor Ort die Natur sehr. Viele leben von ihr. Wenn es zu einer Übernutzung kommt, wenn zum Beispiel mehr Holz entnommen wird als nachwächst, geschieht dies meist aus Not. Teils vielleicht auch aus Unwissenheit. Wenn wir mit unserem Projekt Alternativen aufzeigen, wird dies in den allermeisten Fällen sehr positiv aufgenommen. Es entstehen auch neue Einnahmequellen, zum Beispiel in den Baumschulen. Das ist einer der wichtigsten Aspekte des Projekts, aber nicht der einzige: Wir adressieren auch die geplanten Großinvestitionen der Industrie und kleinere private Betriebe. Auch hier suchen wir den Dialog, beraten und unterstützen umweltverträgliches Handeln.

Was ist deine Vision für die Zukunft des Projektes?

Meine Vision für dieses Projekt ist, dass wir auf allem, was wir bisher erreicht haben, aufbauen und noch einen Schritt weitergehen: Dass wir einige der Wälder miteinander verbinden und dadurch mehr und vor allem zusammenhängenden Lebensraum für Wildtiere schaffen! Für die Populationen vieler Arten bedeutet ein kleiner, isolierter Lebensraum ein höheres Risiko. Lebensräume miteinander zu verbinden, wirkt dem entgegen. Und ich wünsche mir sehr, dass es uns gelingt, die wenigen noch bestehenden Mangroven und terrestrischen Wälder zu schützen. Und zwar so, dass sie ökologisch intakt bleiben, dass die Menschen vor Ort den Naturschutz unterstützen und von ihm profitieren.

Das Projekt im Überblick

Lage:

County Kwale, Südküste Kenias

Projektgebiet:

Die Wälder in Kwale bedecken schätzungsweise 103.000 ha, davon ca. 8.200 ha Mangroven.

Bedeutung:

Kwale liegt an der ostafrikanischen Entwaldungsfront und ist eine der elf Regionen, für die in naher Zukunft die stärksten Konzentrationen an Waldverlust oder schweren Schädigungen erwartet werden.

Ziele:

Sicherung und Wiederherstellung wichtiger Wald- und Mangroven-Ökosysteme; Aufbau von Kapazitäten für die Wiederaufforstung und den Schutz der Ökosysteme bei Gemeinden, im öffentlichen sowie im privaten Sektor; Schutz der Wald- und Mangroven-Ökosysteme vor den Auswirkungen großer Investitionsvorhaben; Etablierung von Public-Private-People-Partnerschaften zwischen Gemeinden, Regierungsbehörden und dem Privatsektor für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen; Förderung von Energie- und Wassereffizienz im Privatsektor; Stärkung lokaler Gemeinden für Partizipation.