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Regen liegt in der Luft! Er ist ein Geschenk der Natur, das den Menschen der Mauwald-Region in einem uralten Zyklus kostbares Wasser bringt. Der Regenzyklus beginnt rund 100 Kilometer weiter westlich, am Viktoriasee. Regelmäßig steigt über seiner Wasserfläche warme Luft empor. Sie zieht nach Osten, bis sie das waldreiche Mau-Hochland erreicht. Dort ist die Luft kühl und feucht. Warme und kalte Luftmassen prallen also aufeinander und erzeugen genau die Bedingungen, die Regenwolken entstehen lassen.
Die Bergwälder der Mauwald-Region sind daher so etwas wie Wettermacher:Sonnenschirmbäume und Eisenholz, Afrikanische Pflaumenbäume, Steineiben und viele andere Baumarten saugen mit ihren Wurzeln das Wasser aus dem Boden und leiten es bis in ihre Kronen. Dort verdunstet es über winzige Spaltöffnungen in unzähligen Blättern, so dass die kühle Luft – reich an Feuchtigkeit – entsteht.
Manche Orte der Mau-Region sind so reich an Niederschlägen, dass sie Spitzenpositionen unter den regenreichsten Gebieten Kenias einnehmen. Mit gutem Grund bezeichnet man die Mauwälder auch als „Kenias größten Wasserturm“: Sie sind ein Wasserspeicher mit einer Bedeutung weit über die Grenzen der Wälder hinaus. Zwölf kenianische Flüsse entspringen in den schattigen Wäldern, darunter der Mara-Fluss, der von hier aus über fast 400 Kilometer bis in die Serengeti und schließlich in den Viktoriasee fließt. Er ist der einzige Fluss im Serengeti-Nationalpark, der das ganze Jahr über Wasser führt! Sollten die Quellen in den Mauwäldern jemals versiegen, hätte dies jedoch nicht nur Folgen für Gnus und Zebras in der Serengeti, sondern für Hunderttausende von Menschen, deren Wasserversorgung vom Mara-Fluss und von den anderen Flüssen der Mauwälder abhängt.
Der Mauwald-Komplex ist ein riesiges Gebiet aus einheimischem Hochlandwald – einem der größten noch verbliebenen in Ostafrika. Einheitlich sind die Wälder dabei keineswegs: Die Bergwälder der unteren Höhenstufe weichen in Lagen ab etwa 2.300 Höhenmetern einem Mosaik aus bis zu 20 Meter hohen Bambus-Dickichten, Wald und Grasland. In den höchsten Lagen findet sich immergrüne Hartlaubvegetation. Die abwechslungsreiche Landschaft ist Heimat einer ausgesprochen reichen Vogelwelt: Der hübsche Pirolgimpel zum Beispiel baut hier ebenso seine Nester wie der Seidenturako, der vor allem in den immergrünen Wäldern der höheren Lagen vorkommt. Aber auch Goldkatzen, Leoparden und sogar Elefanten sind in den Mauwäldern heimisch.
Noch vor wenigen Jahren erstreckten sich die Wälder der Mau-Region auf einer Fläche größer als die Insel Mallorca: mehr als 4.000 Quadratkilometer Waldlandschaft. Heute sind davon nur noch etwa 2.700 Quadratkilometer übrig! Knapp ein Drittel ist also bereits vernichtet worden und der Druck auf die restlichen Wälder ist nach wie vor groß. Wo vormals Riesenwaldschweine durch das Unterholz streiften und das morgendliche Brüllen der Schwarzweißen Stummelaffen ertönte, steht heute vielerorts das Vieh der Menschen auf der Weide und der von Leben erfüllte Wald ist nur noch eine Erinnerung.
Das hat weitreichende Folgen für Kenias größten Wasserturm: Die Wälder verlieren mehr und mehr ihre Fähigkeit, Wasser zu speichern – und das bringt das System aus dem Takt: Bereits heute fällt spürbar weniger Regen, und die Flüsse, die aus den Mauwäldern gespeist werden, führen weniger Wasser. Wo gerodet wurde, verliert die Tierwelt ihren Lebensraum und die Böden werden mit Starkregen fortgespült. Auch die Menschen spüren die Auswirkungen und leiden unter den Unwägbarkeiten der Wasserversorgung.
Gemeinsam mit den Menschen vor Ort setzt sich der WWF für den Schutz der Mauwälder ein. Die Wiederaufforstung von Flächen mit heimischen Baumarten ist ein wichtiger Teil dieser Arbeit. Sie geht Hand in Hand damit, Alternativen für die zerstörerische Nutzung des Waldes zu finden und gemeinsam mit den Menschen nachhaltige alternative Einkommensquellen zu entwickeln. Alle Maßnahmen sind Teil eines Ganzen mit dem Ziel: die natürlichen Ressourcen zu schützen, gerodete Flächen wiederaufzuforsten und so Kenias größten Wasserturm und damit die Existenzgrundlagen der Menschen der Region zu bewahren.
Die artenreiche Vogelwelt der Mauwälder ist ein wunderbares Beispiel für die Vielfalt der Hochlandwälder dieser Region. Viele Arten, wie der Gebirgscistensänger oder der Jacksonfrankolin, sind hier endemisch – kommen also nur hier vor. Andere, wie der Schwarzbrustspint, haben ein größeres Verbreitungsgebiet.
Kenia
2.700 km2
Seidenturako, Bergbussard, Braunsegler, Kehlbindenspecht, Pirolgimpel, Bongo, Gelbrückenducker, Riesenwaldschwein, Leopard, Elefant, Hyäne, Afrikanischer Büffel, Schwarz-weißer Stummelaffe
Der Mau-Mara-Waldkomplex besteht aus 22 Waldgebieten. Er ist ein wichtiger Lebensraum für mehr als 450 Vogelarten und durch Birdlife International als Important Bird Area (IBA) anerkannt.