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Tuyabo Leyei ist Mutter von zwei Kindern. Jeden Tag nimmt sie die beiden mit zur Arbeit auf dem Gemeindeland unweit ihres Dorfes. Dort nimmt sie die Hacke in die Hand und gräbt: Nach einem genauen Plan hebt sie Erdwälle aus. Ihre dreijährige Tochter schaut ihr dabei zu und stellt Fragen: Was macht die Mama da? Und warum?
„Ihre Neugierde erfüllt mich mit Hoffnung“, sagt Tuyabo Leyei. „Ich sehe in ihr einen Lichtblick für die Zukunft, da sie schon in so jungen Jahren Wissen über die Wiederherstellung von Land und nachhaltiges Leben aufnimmt.“ Denn genau darum geht es in dem Projekt in der Amboseli-Landschaft, an dem Tuyabo Leyei mitwirkt.
Die Erdwälle, die sie gemeinsam mit vielen weiteren Frauen anlegt, sind genau bemessen: Mit zweieinhalb Metern Länge und fünf Metern Breite sind die Gebilde etwa so groß wie ein ausgewachsener Elefant und sehen mit ihren halbkreisförmigen Wällen aus wie freundliche Münder. Das hat ihnen den Namen „Earth Smiles“ eingebracht. Unzählige dieser lächelnden Münder bedecken inzwischen das Gebiet, das von den Massai gemeinschaftlich als Weideland genutzt wird. Die Frauen haben die Erdwälle angelegt, damit sie Regenwasser auffangen, es beruhigen und ihm Zeit geben, in den Boden zu sickern. Wo früher das Wasser nutzlos abfloss, entstehen jetzt Wasserreserven. Und aus unfruchtbarem Boden wird wieder weithin grünes Land.
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Was die Frauen für ihre Gemeinden leisten, ist Teil eines Vorhabens zur Wiederherstellung von 300 Hektar degradierten Weidelands in Kajiado, einem Bezirk im Süden Kenias unweit des Amboseli-Nationalparks. Vor wenigen Jahren noch war das Land dort für seine weiten Grasebenen bekannt. Es ernährte das Vieh und es ernährte die Wildtiere, erinnert sich Samuel Ole Kaangi.
Er ist der Vorsitzende von ALOCA, der Dachorganisation von sieben Gemeindeschutzgebieten in dieser Region. Doch dann verschwand das Gras. „Der Boden konnte das Wasser nicht mehr zurückhalten. Der Regen schwemmte die Erde weg und ließ unser Land trocken und unfruchtbar zurück“, sagt er. Und das bedroht die Lebensgrundlage der Menschen hier. Was war geschehen?
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Die traditionellen Weidepraktiken der Massai standen stets im Einklang mit der Natur. Doch was über Jahrhunderte hinweg im Gleichgewicht war, ist jetzt gestört. Die Landnutzung hat sich geändert, ebenso die Grundbesitzverhältnisse. Es gibt weniger Weideflächen und die verbliebenen sind in schlechtem Zustand.
„Die Situation verschlimmerte sich von Monat zu Monat“, erzählt Valentine Semeiyan, die an dem Projekt zur Wiederbegrünung mitarbeitet. „Unsere Hoffnung für die Zukunft wurde immer schwächer.“ Denn wenn nicht genug Gras für alle da ist, stellt sich die Frage: Wer darf seine Tiere noch weiden lassen und wer nicht? Das Vieh mit zugekauftem Futter über die Trockenzeit zu bringen, ist eine entmutigende Aussicht für viele Familien. Kaum jemand hat dafür Geld übrig.
Auch den Wildtieren macht diese Situation zu schaffen. Sie konkurrieren um die knappen Ressourcen, denn das Weideland der Massai ist auch Weideland für Wildtiere - und zudem ein wichtiger Wanderkorridor. Für Purity Seya, eine weitere Projektteilnehmerin, gehört der Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren zu den größten Herausforderungen: „Ich weiß noch, wie hart wir damit zu kämpfen hatten, wenn wilde Tiere in unsere Farmen eindrangen, die Ernte zerstörten und Verwüstungen anrichteten“, erinnert sie sich. Doch wie kann das Anlegen von Erdwällen bei der Lösung solcher Probleme helfen?
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„Unsere Geschichte ist eine Geschichte des Wandels, der Hoffnung und der Zusammenarbeit, und alles begann damit, dass wir die Probleme erkannten, mit denen wir konfrontiert waren“, erzählt Samuel Ole Kaangi. Unter der Leitung des WWF und gemeinsam mit den Partnerorganisationen JustDiggit und Big Life Foundation kamen Vertreter:innen der Gemeinden vor Ort zusammen, um sich auszutauschen, zu beraten und Lösungen zu finden. Dann begannen sie mit Hilfe des WWF und ihrer Partnerorganisationen, ihr Land wiederherzustellen. Und das beginnt mit dem Ausheben der „Earth Smiles“.
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Allein in der Region Kajiado gibt es mittlerweile mehr als 30.000 dieser Erdaushube! Vielerorts säen die Frauen Samen einheimischer Gräser direkt in die halbmondförmigen Becken oder legen Totholzhaufen an, in deren Schutz sich anderen Pflanzen ansiedeln können. Der Erfolg stellt sich schnell ein: Nach einem Jahr schon sprießt Grün, wo vorher kein Halm zu sehen war. Nach drei bis vier Jahren ist die Landschaft kaum wiederzuerkennen: Aus trockenem, unfruchtbarem Boden entsteht wieder eine fruchtbare Weidelandschaft.
Um ihren Erfolg zu sichern, stellen die Gemeinden Beweidungspläne auf und schützen so das kostbare Grasland – für die Menschen, für ihre Viehherden und für die Wildtiere. Sketa Imelaisa, eine weitere Projektteilnehmerin, ist zuversichtlich. „Ich fühlte eine neue Verbindung zum Land und seiner Tierwelt“, erzählt sie. „Und als der Regen kam und neues Leben auf unsere einst kargen Felder brachte, wusste ich, dass wir etwas wirklich Bedeutendes getan hatten.”
Auch Ngameri Tiamiyo freut sich über die Rückkehr der Wildtiere. „Es ist ein schöner Anblick, wenn die Tiere dank der Bemühungen unseres Projekts friedlich mit uns zusammenleben. Die einst unerwünschten Wildtiere werden durch den Tourismus zu einer Einkommensquelle“, sagt sie.
Ngameri Tiamiyo, Sketa Imelaisa, Purity Seya und viele andere Frauen haben durch das Projekt eine neue Perspektive für ihr Leben gefunden. Auch Tuyabu Leyei, für die ihre Arbeit nicht nur einfach ein Job ist. Was sie tut, gibt ihr Hoffnung und ist die Lebensgrundlage für ihre Familie. „Das Geld, das ich mit dieser Arbeit verdiene, ernährt uns, bringt Essen auf den Tisch und ebnet den Weg für die Ausbildung meiner Tochter.“ Und das ist eine gute Perspektive für die Menschen und für die Natur.
Amboseli Land Owners Conservation Association (ALOCA)
1994 (Kimana Wildlife Sanctuary)
ALOCA (ehemals Kimana) ist eine von sechs Group Ranches. Deren Gebiet umfasst zusammen rund 485.600 Hektar wichtiger Wildtierkorridore zwischen den Nationalparks Amboseli und Chyulu Hills und Tsavo-West.
Die Wiederherstellung von 300 Hektar degradierten Weidelands in ALOCA-Gemeindeschutzgebieten ist Teil eines groß angelegten Vorhabens des WWF zur Wiederherstellung von 25.000 Hektar Wald, Acker- und Weideland in der Amboseli-Landschaft in Kenia. Weitere Ziele sind die Sicherung und Renaturierung von Lebensräumen und Wanderkorridoren für Wildtiere, die Verbesserung der Lebensbedingungen gemeinsam mit den Menschen vor Ort und die Minderung von Mensch-Wildtier-Konflikten.